Montag, 28. Dezember 2009

Frage ohne Antwort

CDU-Innenexperte Bosbach und Polizeigewerkschaften fordern bessere Kontrollen auf Flughäfen (Quelle: Spiegel Online). Wie könnten die aussehen?

Um noch einmal auf die Definition des Risikobegriffs zurückzukommen: Die Wahrscheinlichkeit (P) kann sich durch das Zusammentreffen mehrerer verschiedener Komponenten potenzieren.

1. Lt. web.de (mit Bezug auf die Anklageschrift) hat der Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab den Sprengstoff in einem Kondom an Bord einer amerikanischen Fluggesellschaft geschmuggelt.

2. Ein aus Nigeria stammender Passagier hatte sich am Sonntag über einer Stunde auf der Bordtoilette einer amerikanischen Fluggesellschaft eingeschlossen und zu randalieren begonnen, als er zur Rückkehr zu seinem Sitz aufgefordert wurde. Der Pilot habe daraufhin kurz vor der Landung von der Bodenkontrolle Notfallhilfe angefordert.

3. Der Schweizer Zoll hat auf dem Flughafen Basel- Mülhausen anfang Mitte Oktober '09 einen Nigerianer mit 1165 Gramm Kokain im Magen gefasst. Der Mann war dem Grenzpersonal am Flughafen aufgefallen und kontrolliert worden. Grenzwächter stellten schließlich fest, dass er in seinem Magen so genannte Fingerlinge hatte.

Demnach könnte man verschiedene Risikokomponenten definieren, die eine Röntgenuntersuchung von Nigerianern die nach Amerika fliegen wollen sinnvoll erscheinen lassen. Das wird natürlich nicht passieren, denn wie Dagobert Lindlau bereits 2002 im Spiegel schrieb, wäre solche Maßnahme nicht politisch korrekt. Also müssten alle Passagiere geröntgt werden. Dadurch würde sich aber durch die Strahlenexposition das Risiko verschieben, nicht mehr die Bombe wäre das Problem, sondern eine mögliche Krebserkrankung. Man könnte jedoch eine endoskopische Untersuchung vornehmen. Aber wenn bereits die sogenannten "Nacktscanner" menschenunwürdig sind, ist die Nachschau in Körperöffnungen auch keine Option. Die Frage ohne Antwort ist folglich: Wieso werden japanischen Touristen 200gr. Pfälzer Leberwurst aus dem Handgepäck bei der Passagierkontrolle abgenommen, wenn Terroristen ohne Probleme 1kg Plastiksprengstoff im Darm an Bord bringen können?

Sonntag, 27. Dezember 2009

Umar Faruk Abdulmutallab wollte auf dem Flug von Amsterdam nach New York einen Sprengsatz zünden. Erste Erkenntnis: Selbst wenn es glückt Sprengstoff an Bord einer Linienmaschine zu schmuggeln bedeutet das nicht, dass es auch gelingt die Maschine zum Absturz zu bringen, Richard Reid, besser bekannt als der Schuhbomber, ist es ebenso wenig geglückt.

Zweite Erkenntnis: Dem United States Department of Homeland Security ist es mit seinem 200.000 Mitarbeiter und einem Budget von 52,000,000,00.00 US Dollar nicht gelungen diesen Anschlag zu vereiteln - und das, obwohl der Vater von Abdulmutallab die US-Botschaft in der nigerianischen Hauptstadt Abuja alarmiert haben soll. (Quelle: Tagesschau) Eigenartig: Wie inzwischen bekannt wurde, ist dem terrorverdächtigen Mann wegen Sicherheitsbedenken die Einreise nach Großbritannien verweigert worden.

Dritte Erkenntnis: Nachdem die Kontrollen versagt haben werden sie nicht abgeschafft sondern verschärft. Das ist so sinnhaft wie nach einem Unfall mit 60 km/h in einer Tempo 30 Zone die Geschwindigkeit auf 20 km/h zu begrenzen. Trotzdem müssen auf Anordnung von US-Behörden Passagiere während des Fluges in der letzten Stunde vor der Landung in den USA sitzen bleiben und dürfen keine persönlichen Gegenstände mehr auf ihrem Schoß haben. Wobei sich mir verschließt, wieso eine Explosion 65 Minuten besser sein soll als 55 Minuten vor der Landung. Fakt ist, Fliegen wird noch zeitaufwendiger.

Interessant wäre in einem Feldversuch festzustellen, ob es nicht schneller ginge, wenn man anstatt der offensichtlich nutzlosen Passagierkontrollen das Prinzip einiger Kernkraftwerke zu nutzen. Dann müsste man sich in einer Umkleidekabine komplett entkleiden um anschließend in durch die Fluggesellschaft herausgegebene Unterwäsche und Overalls zu schlüpfen. Die persönliche Kleidung käme in einen zu verplombten Sack und wird am Zielort nach Ankunft wieder ausgegeben.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

R = P*S

Sicherheit ist das Antonym zu Risiko. Diese Aussage wird viel zu oft von "Sicherheitsexperten" ignoriert. Nun hat Dr. Ulrich Weber, Professor für Safety & Security Engineering an der Hochschule Furtwangen, einen unbedingt lesenswerten Artikel zum Risikobegriff veröffentlicht. Unter anderem stellt Prof. Weber die Fragen: "Wie viel ist ein Leben wert?" und: "Aber beim Menschenleben hört die Abwägung doch auf - oder?"

Menschenleben sind das Totschlagargument für jede Diskussion um Sicherheitsmaßnahmen. Totschlagargumente sind Scheinargumente, bloße Behauptungen oder Vorurteile, von denen man annehmen kann, dass die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer entweder damit in der Bewertung übereinstimmt oder keinen Widerspruch wagt, da dies in der öffentlichen Meinung auf Ablehnung stößt. Mit dem Totschlagargument "Menschenleben" werden beispielsweise Fluggastkontrollen gerechtfertigt. Dabei wird vergessen, dass in anderen Bereichen Menschenleben durchaus bewertet werden. Lebensversicherer bewerten das Risiko des Ablebens und versichern dieses. Bei Schadensersatzforderungen wird auf Basis der durchschnittlichen Lebenserwartung berechnet, wie hoch das entgangene Einkommen ist, um diese Summe als Entschädigung den Hinterbliebenen zu zusprechen. In Großbritannien werden Vorsorgeuntersuchungsprogramme zur Verhinderung von tödlichen Erkrankungen nur in Kraft gesetzt , wenn das UK National Screening Committee (NSC) befindet, dass dieses Programm angemessen ist, also das die Kosten für die Vorsorge unter denen der Behandlungskosten bleibt. Müsste man nicht ebenso bei Sicherheitsmaßnahmen vorgehen?