Samstag, 1. Februar 2020

Betrug via Ebay

Straftaten haben eine andere Wertigkeit, wenn man selbst (fast) betroffen ist. Täglich liest man von Betrugsversuchen im Internet, man erhält unzählige letzte Zahlungsaufforderungen, Erbschaftsangebote per Emails, neben Unmengen an Spam, Phishing-Mails und ähnliches. Für mich neu war eine Betrugsmasche bei Ebay.

1. Akt. Man stellt einen relativ hochwertigen Artikel bei Ebay zur Auktion mit der Option Sofortkauf ein. Das kann eine Kamera, eine Armbanduhr oder ähnliches sein.

2. Akt. Man erhält nach einigen Geboten plötzlich eine E-Mail über einen Sofortkauf. Hier gingen bei mir die ersten Warnlampen an, der Preis für den Sofortkauf war zumindest ambitioniert wenn auch nicht überhöht. Und – der Bieter ist in den USA registriert, das erhöht den Preis des Versands für den Käufer deutlich und eine Zollproblematik ergibt sich auch.

3. Akt. Kurz danach kommt eine Nachricht des Käufers über das Ebay System:

"Hallo Alexander, Ich habe bei eBay Folgendes von Ihnen gekauft. Bitte senden Sie mir eine Rechnung mit dem Gesamtbetrag zu, den ich Ihnen schulde. Vielen Dank, Tony
Adams Nicholas
14 Daisy Close
Swindon
GB SN2 2QU
calculate total shipping cost of this item to United kingdom and also send me clear pictures of the item to my email (littlebravou@gmail.com) because i will like to verify the item is in its great condition as listed, Payment will be Via PayPal when confirmed."

So weit, so gut. Zwar möchte Tony mit dem amerikanischen Account den Artikel nach Großbritannien verschickt bekommen und zwar an Nicholas – aber warum nicht.

4. Akt. Nachdem die zusätzlichen Fotos verschickt wurden kommt eine Antwort von ABC XYZ mit der E-Mail-Adresse ittlebravou@gmail.com:

“hello and thanks for the pictures and yes the item is in great condition to the best of my knowledge, please I will like to ask if the item has papers and box, also I will like to know if the shipping cost is for a next day express delivery, please kindly get in touch asap so that I can proceed to payment.”

Das Nächste was stutzig macht. Im Angebot sind sowohl Originalverpackung als die dazugehörigen Papiere zu sehen. Und wir reden hier nicht von einer gebrauchten Zahnbürste, sondern von einer Kaufsumme im höheren vierstelligen Bereich. Da guckt man sich doch die Artikelbeschreibung inkl. Fotos an? Jetzt fange ich an zu testen:

„As you can see on the original photos there’s an original box and all papers. DHL is not offering an express delivery to GB, however, I can ship immediately after I received the money.”

Keine Reaktion darauf.

5. Akt. Der Käufer besteht auf Expresslieferung und weiß auch wie das geht. Und erklärt auch, warum. Gavin de Becker (Das Geschenk der Angst) nennt so etwas PINS (Pre-Incident Indicators) in dem Fall typecasting und loan sharking.

“I want a next day express delivery package, its around 85 euro please make more findings, DHL express does this”

Also kommt von mir das Angebot per Express zu versenden:

„Correct, it‘s 84€, express and insured.”

6. Akt und jetzt wird es spannend.

„ok iw ill proceed to payment tonight when I get home so that you can ship tomorrow”

Und später eine weitere Mail mit dem Inhalt:

„Hello again, and i have just concluded with the payment of your item with paypal. and the funds has been deducted from my account. i made postage cost 85.00 euros as Agreed [1 Euro zuviel, wieder loansharking] I will like the item to be posted out as early as possible tomorrow so that it will get to its destination on time, I will also like you to help me package the item neatly so that it will look well presentable to the new owner as i am buying this for my Partner as a gift. I will be expecting to receive shipment update form either you or paypal shipping address is below again,
Adams Nicholas
14 Daisy Close,
Swindon,
Wiltshire,
SN2 2QU.
United Kingdom
07448990653
Regards and its nice doing business with you Tony“
Diese Mail wurde übrigens um 02:05 Uhr deutscher Zeit verschickt. Auch hier findet sich eines der PINS, nämlich too many details; dem durchschnittlichen Verkäufer wird es vollkommen egal sein, warum, wieso und weshalb etwas gekauft wird. Vorher, um 0:52 Uhr, kam eine E-Mail, vermeintlich von Ebay. Nur, der vorherige Emailverkehr wurde über einen Account bei web.de abgewickelt, mein Ebay-Account ist mit einer T-Online.de Adresse angemeldet. Und, der Absender sieht nur aus wie Ebay, beim Klick auf die Absenderadresse erscheint ebayservicemember@mail2member.com.

7. und letzter Akt
. Ein schlanker Einzeiler: „No shipping before I see the money on my paypal account.” an den Käufer (?), Kontaktaufnahme mit Ebay zwecks Überprüfung des Käufer-Accounts und Kaufabbruch. Fertig. Allerdings scheint es laut Ebay kein Einzelfall zu sein und in der Regel merken die Verkäufer erst wenn sie kein Geld bekommen, dass sie einem Betrug aufgesessen sind.