Freitag, 3. April 2020

Der nette june Mann bei Lidl (oder Netto, Aldi, Real, kaufland ...)

"Guten Tag, bitte achten Sie auf die 1,5 Meter Mindestabstand".

1. Solange die Aufgabebeschreibung der am Eingang eines Supermarkts stehenden externen Mitarbeiter keine Dienste benennen, die unter "das Bewachen von fremden Leben und Eigentum" subsumierbar sind, ist keine Unterrichtung nach § 34a Gewerbeordnung (GewO) notwendig. Wagen schieben, Griffe desinfizieren, Hinweise geben: Alles gut!

2. Der BDSW oder Verdi oder wer auch immer können das anders sehen. Oder auch nicht. Auch die zuständige Behörde kann das anders sehen. Muss sie aber nicht. Denn, auch Behörden können irren. Deshalb gibt es in Deutschland eine Verwaltungsgerichtsbarkeit. Spätestens letztinstanzlich werden Richter darüber zu entscheiden haben.

3. Auch dem externen Servicemitarbeiter an der Ladentür stehen selbstverständlich Notwehr, Not- und Selbsthilfe, Notstand und die Festnahmebefugnis nach § 127 Strafprozessordnung zu.

4. Wenn die Aufgabe aber das "das Bewachen von fremden Leben und Eigentum" ist, dann dürfte sich das im Hausrechtsbereich mit tatsächlich öffentlichem Verkehr abspielen (§34a (1a) GewO) abspielen und eine erfolgreich abgelegte Sachkundeprüfung als Minimum-Qualifikation notwendig sein.

Samstag, 1. Februar 2020

Betrug via Ebay

Straftaten haben eine andere Wertigkeit, wenn man selbst (fast) betroffen ist. Täglich liest man von Betrugsversuchen im Internet, man erhält unzählige letzte Zahlungsaufforderungen, Erbschaftsangebote per Emails, neben Unmengen an Spam, Phishing-Mails und ähnliches. Für mich neu war eine Betrugsmasche bei Ebay.

1. Akt. Man stellt einen relativ hochwertigen Artikel bei Ebay zur Auktion mit der Option Sofortkauf ein. Das kann eine Kamera, eine Armbanduhr oder ähnliches sein.

2. Akt. Man erhält nach einigen Geboten plötzlich eine E-Mail über einen Sofortkauf. Hier gingen bei mir die ersten Warnlampen an, der Preis für den Sofortkauf war zumindest ambitioniert wenn auch nicht überhöht. Und – der Bieter ist in den USA registriert, das erhöht den Preis des Versands für den Käufer deutlich und eine Zollproblematik ergibt sich auch.

3. Akt. Kurz danach kommt eine Nachricht des Käufers über das Ebay System:

"Hallo Alexander, Ich habe bei eBay Folgendes von Ihnen gekauft. Bitte senden Sie mir eine Rechnung mit dem Gesamtbetrag zu, den ich Ihnen schulde. Vielen Dank, Tony
Adams Nicholas
14 Daisy Close
Swindon
GB SN2 2QU
calculate total shipping cost of this item to United kingdom and also send me clear pictures of the item to my email (littlebravou@gmail.com) because i will like to verify the item is in its great condition as listed, Payment will be Via PayPal when confirmed."

So weit, so gut. Zwar möchte Tony mit dem amerikanischen Account den Artikel nach Großbritannien verschickt bekommen und zwar an Nicholas – aber warum nicht.

4. Akt. Nachdem die zusätzlichen Fotos verschickt wurden kommt eine Antwort von ABC XYZ mit der E-Mail-Adresse ittlebravou@gmail.com:

“hello and thanks for the pictures and yes the item is in great condition to the best of my knowledge, please I will like to ask if the item has papers and box, also I will like to know if the shipping cost is for a next day express delivery, please kindly get in touch asap so that I can proceed to payment.”

Das Nächste was stutzig macht. Im Angebot sind sowohl Originalverpackung als die dazugehörigen Papiere zu sehen. Und wir reden hier nicht von einer gebrauchten Zahnbürste, sondern von einer Kaufsumme im höheren vierstelligen Bereich. Da guckt man sich doch die Artikelbeschreibung inkl. Fotos an? Jetzt fange ich an zu testen:

„As you can see on the original photos there’s an original box and all papers. DHL is not offering an express delivery to GB, however, I can ship immediately after I received the money.”

Keine Reaktion darauf.

5. Akt. Der Käufer besteht auf Expresslieferung und weiß auch wie das geht. Und erklärt auch, warum. Gavin de Becker (Das Geschenk der Angst) nennt so etwas PINS (Pre-Incident Indicators) in dem Fall typecasting und loan sharking.

“I want a next day express delivery package, its around 85 euro please make more findings, DHL express does this”

Also kommt von mir das Angebot per Express zu versenden:

„Correct, it‘s 84€, express and insured.”

6. Akt und jetzt wird es spannend.

„ok iw ill proceed to payment tonight when I get home so that you can ship tomorrow”

Und später eine weitere Mail mit dem Inhalt:

„Hello again, and i have just concluded with the payment of your item with paypal. and the funds has been deducted from my account. i made postage cost 85.00 euros as Agreed [1 Euro zuviel, wieder loansharking] I will like the item to be posted out as early as possible tomorrow so that it will get to its destination on time, I will also like you to help me package the item neatly so that it will look well presentable to the new owner as i am buying this for my Partner as a gift. I will be expecting to receive shipment update form either you or paypal shipping address is below again,
Adams Nicholas
14 Daisy Close,
Swindon,
Wiltshire,
SN2 2QU.
United Kingdom
07448990653
Regards and its nice doing business with you Tony“
Diese Mail wurde übrigens um 02:05 Uhr deutscher Zeit verschickt. Auch hier findet sich eines der PINS, nämlich too many details; dem durchschnittlichen Verkäufer wird es vollkommen egal sein, warum, wieso und weshalb etwas gekauft wird. Vorher, um 0:52 Uhr, kam eine E-Mail, vermeintlich von Ebay. Nur, der vorherige Emailverkehr wurde über einen Account bei web.de abgewickelt, mein Ebay-Account ist mit einer T-Online.de Adresse angemeldet. Und, der Absender sieht nur aus wie Ebay, beim Klick auf die Absenderadresse erscheint ebayservicemember@mail2member.com.

7. und letzter Akt
. Ein schlanker Einzeiler: „No shipping before I see the money on my paypal account.” an den Käufer (?), Kontaktaufnahme mit Ebay zwecks Überprüfung des Käufer-Accounts und Kaufabbruch. Fertig. Allerdings scheint es laut Ebay kein Einzelfall zu sein und in der Regel merken die Verkäufer erst wenn sie kein Geld bekommen, dass sie einem Betrug aufgesessen sind.

Samstag, 25. Januar 2020

Back again!

Die International Security Ligue hat die Ergebnisse einer Befragung ihrer Mitglieder veröffentlicht. Nach fast auf den Tag genau 30 Jahren in der privaten Sicherheitswirtschaft frage ich mich: Was sind die Konsequenzen aus dieser Befragung? Weiter so wie bisher? Vorne halt, hinten kehrt?

Dienstag, 13. Mai 2014

Schimpfen wie ein Rohrspatz

Als Ende der 70er Jahre Wallraff mit seinem Buch "Der Aufmacher. Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war" einem breiteren Publikum bekannter wurde, war meine erste Assoziation die zum "Spatz vom Wallrafplatz", einer deutschen Fernsehreihe, die Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre vom WDR gesendet wurde. Das war dann auch gestern Abend so, als RTL die Sendung “Team Wallraff" zum Thema Sicherheitsdienste ausstrahlte. Wallraff wurde von der Stasi als IM geführt, die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen ihn wegen des Anfangsverdachts der Steuerhinterziehung und des Sozialhilfebetrugs. Ein Bundeswehr-Militärarzt attestierte ihm lt. Wikipedia eine „abnorme Persönlichkeit". Dieser Mann machte sich auf, die Missstände des deutschen Bewachungsgewerbes aufzudecken. Und McDonalds hat ihn in der Vergangenheit bezahlt und sein erstes "Bashing" bei RTL traf Burger King. Honi soit qui mal y pense. Meint zumindest Wallraff.

Das Paretoprinzip, benannt nach Vilfredo Pareto, einem italienischen Ingenieur, Ökonom und Soziologen, besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Aufwands erreicht werden. So verhält es sich auch mit der deutschen Sicherheitswirtschaft. 20% der 4.000 deutschen Sicherheitsunternehmen sind Mitglied im Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) und machen 80% des Umsatzes (s.: BDSW - Statistiken). Die Kernpunkte des Enthüllungsjournalisten Wallraff zur Sicherheitswirtschaft sind alte Hüte.

Der BDSW kämpft seit Jahr und Tag gegen die Vergabe von öffentlichen Aufträgen nach dem Prinzip des billigsten Anbieters und fordert eine zwingende Berufszugangsqualifikation. 270 Stunden im Monat im Separatwachdienst sind schlicht und ergreifend illegal. Bezeichnend ist, dass der BDSW nicht zu Wort kam. Wahrscheinlich hätte es nicht zum Spatzengezeter gepasst, wenn die scheinbar Betroffenen sich als Rufende in der Wüste herausgestellt hätten.

Montag, 12. August 2013

1 : 6 + 1 - 1 = 3

Die Ursprungsidee war gut. Ein Rechtsanwalt, ein Krisenmanager, ein Systemintegrierer für technische Sicherheitssysteme und drei Privatermittler fusionieren zu einem Sicherheitsberatungsunternehmen mit ganzheitlichem Ansatz. Die Zeit war 2008 dafür reif, sämtliche Wettbewerber waren mit eigenen Problemen beschäftigt. Das hinderte die ADATO Consulting GmbH nicht, sich auch eigene Probleme zu schaffen. Wenn 6 Gesellschafter gleichzeitig 6 Geschäftsführer stellen, ist das Chaos zwangsläufig. (Man stelle sich einen Ozeandampfer mit 6 Kapitänen vor!) Die Zeit sorgt dann für den Rest. Erst kam für die ADATO International ein neuer Mehrheitsgesellschafter (die französische GEOS), dann schied der letzte ADATO-Mitbegründer aus dem Unternehmen aus. Die Hamburger ADATO Projekt & Konzept GmbH firmiert seit dem 15. Juli 2013 unter HSC Hollung Security Consult GmbH und trägt damit der schon seit langem vollzogenen Änderung in der Gesellschafterstruktur Rechnung. Eine andere Gesellschafterstruktur hat dann auch die ADATO International; nachdem GEOS die verbleibenden Minderheitsanteile übernommen hat firmiert man folgerichtig seit dem 1. Juli 2013 als GEOS Germany.

Sonntag, 3. Februar 2013

Brinks wird Prosegur

Gemunkelt wurde schon geraume Zeit, jetzt gibt es eine Pressemitteilung dazu.