Sonntag, 22. November 2009

Recht hat er!

Höhere Einstiegsbarrieren für private Sicherheitsdienstleister forderte Manfred Buhl, Vorsitzender der Geschäftsführung SECURITAS Deutschland und Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen (BDWS) anlässlich des Workshops "Private Sicherheitsdienstleister im europäischen Wettbewerb" in Berlin. Unter anderem forderte Buhl "den Nachweis einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung im Wach- und Sicherheitsbereich,.." als Zulassungsvoraussetzung.

Schön das es mal jemand merkt, dass der Fisch immer am Kopf anfängt zu stinken. Selbst nach der teilweisen Abschaffung des Meisterzwangs (richtiger: Erfordernis des großen Befähigungsnachweises) im Handwerk geht bei den Schornsteinfegern, Augenoptikern oder Zahntechnikern kein Weg am Meisterbrief vorbei. Weil es darum geht: „Gefahren für die Gesundheit oder das Leben Dritter“ abzuwehren. Um ein Sicherheitsunternehmen zu gründen bedarf es nur des 80-stündigen Unterrichtungsverfahren bei der IHK.

Montag, 16. November 2009

Evaluation

Prof. Dr. Beelmann von der Universität Jena hat anlässlich des 15. Berliner Präventionstag einen Vortrag über die Evaluation von Programmen zur Kriminalitätsprävention gehalten. Dabei hatte er ein historisches Beispiel für eine Evaluation:
„Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut“ (1. Moses, 1,31).

Wie jedoch Prof. Beelmann betonte, hat diese Evaluation vier fundamentale Probleme:

1. Es ist eine relativ undifferenzierte und semantisch unklare Bewertung. Was ist "sehr gut"?
2. Es fehlt ein Vergleichsmaßstab. War das was ER gemacht hat im Vergleich zu einer anderen Welt besser oder hat gar ein anderer Gott eine vergleichbare Welt geschaffen?
3. Es gibt keine weitere Informationsquelle, die die Aussage bestätigen kann.
4. Der Programmentwickler ist auch gleichzeitig der Evaluator und somit gibt es eine enge Verflechtung zwischen Interesse und Erkenntnis.

Genau die gleichen Problematiken gibt es bei vielen Qualitätsprogrammen im Wach- und Sicherheitsgewerbe. Das beginnt damit, dass in fast allen Fällen Dienstanweisungen vom Auftragnehmer erstellt werden. Seit wann wählt denn das Vieh den Schlachter aus? Auch werden noch viel zu oft Qualitäts- und Sicherheitsstandards vom Sicherheitsdienstleister selbst definiert und womöglich noch durch eigenes Personal evaluiert. Wenn es der Branche ernst ist mit der Idee von "langfristigen und nachhaltigen Konzepten" (s. Beitrag vom 4. November) bedarf es auch bei der Evaluierung einer radikalen Umkehr.

Mittwoch, 4. November 2009

Langfristige und nachhaltige Konzepte

Andreas Brink, Geschäftsführer der Vollmergruppe-Dienstleistung, fordert in einem Gastkommentar bei sicherheit.info die "Unternehmensverantwortlichen der Dienstleistungsbranche [auf], schnellstmöglich wieder langfristigen und nachhaltigen Konzepten den Vorzug geben. " Das ist allerdings nichts Neues. Bereits Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts hat Franz Xaver Königseder festgestellt, dass die einfachste aber dümmste Möglichkeit Preisreduktionen für den Kunden zu generieren die über die Personalkosten ist. Königseder war dann irgendwann Chef von Krupp Sicherheit und der Markteintritt des Industrieunternehmens Kruppp in den tertiären Sektor wurde 1994 von Jürgen Glavic, damals Chef des Marktführers Raab Karcher Sicherheit begrüßt, denn er hoffte, dass "schwarze Schafe, die eher durch Preisunterbietungen und schlechtes Angebot das Image der Branche schädigen" durch die die Engagements von Krupp & Co. vom Markt verschwinden. Wie wir heute wissen, finden wir weder RKS noch Krupp Sicherheit im Branchenverzeichnis.

Insofern stellt sich die Frage, in wie weit der Ruf nach "langfristigen und nachhaltigen Konzepten" reicht, ohne hinreichend zu beschreiben, wie diese Konzepte inhaltlich gestaltet werden (sollen). Den Sicherheitsdienstleistern ist es in der Regel in den letzten 20 Jahren nicht geglückt, Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln. Bei einem augenscheinlich gleichen Produkt entscheidet aber letztendlich der Preis. Den niedrigsten Preis kann derjenige verlangen, der den niedrigsten Einstandspreis hat. Die zwischenzeitlich reflexartig wiederholte Forderung nach einem Mindestlohn ist auch nicht die Lösung, garantiert diese doch lediglich für alle das gleiche niedrige Lohnniveau.

Vielleicht wäre ein Weg nicht mehr nur Wachmannstunden zu verkaufen sondern Sicherheit zu produzieren. Und wenn man als Dienstleister nicht in der Lage ist unter einem gewissen Preis zu produzieren schlicht und ergreifend nicht anzubieten. Die Folgen sind von John Roskin (nicht nur) in diesem Zusammenhang oft genug zitiert worden. Verzicht des Anbieters nicht nur als Lippenbekenntnis sondern als gelebte Unternehmenskultur. Und hier irrt Brink, wenn er schreibt: "Den Einkaufsabteilungen unserer Auftraggeber darf man letztendlich keinen Vorwurf machen, wenn sie diese Entwicklung entsprechend ausnutzen." Denn man kann ihnen den Vorwurf machen, den Preis über alles Andere zu stellen. Das es anders geht haben die Geld- und Wertdienstleister vorgemacht. Securitas, WIS, GuW, sie alle haben verzichtet. Das Ende der Geschichte ist sattsam bekannt. Die Kunden haben Millionenverluste erlitten und sind einzig allein daran schuld.

Montag, 2. November 2009

Foie Gras oder Semtex?

Normaler Weise ist es ja umgekehrt. Nämlich das Laien unreflektiert Maßnahmen als richtig akzeptieren wenn Experten diese als notwendig bezeichnen. Ab und zu ist es anders. Bereits Anfang 2008 haben Mediziner im British Medical Journal (BMJ) die Sinnhaftigkeit der Fluggastkontrollen hinterfragt. Nun kommt der Journalist Robert Lücke von der Financial Times Deutschland (FTD) zu ähnlichen Schlussfolgerungen - weil er das Essen im Flugzeug für "notorisch schlecht" hält:

Als autark speisender Passagier ist Ihr größtes Problem die Flugsicherheit. Auch wenn deren Bestimmungen und Gesetze mitunter kein normaler Mensch nachvollziehen kann: Skateboards, Angeln und mehr als eine Zahnpastatube sind verboten - aber im Laden hinter der Kontrolle darf man Glasflaschen kaufen. Was ist gefährlicher? Eine Attacke auf den Piloten mit einer Angel? Oder mit einer abgebrochenen Ginflasche?

Zum Glück dürfen Sie immerhin feste Nahrung mit an Bord nehmen. Am besten verstaut man diese ganz altmodisch in einer Tupperdose. Die ist zwar nicht besonders ansehnlich, aber für diesen Zweck durchaus nützlich. Schämen müssen Sie sich nicht, denn Glubschaugen bekommen sowieso alle neidischen Mitreisenden spätestens dann, wenn Ihr persönliches Bordmenü ausgepackt auf dem Klapptisch liegt: etwa ein paar Scheiben graved Lachs, dazu ein Minidöschen Kräutersoße.

Obacht: Letzteres darf nicht mehr fassen als 100 Milliliter und muss in einer durchsichtigen Tüte stecken, genau wie Ihr Nasenspray und Ihr Mundwasser. Möglich wäre übrigens auch ein Scheibchen Gänseleberpastete. Zu viel davon sollten Sie aber nicht mitnehmen - am Ende halten die Kollegen bei der Gepäckdurchleuchtung Ihre Foie gras für Semtex oder Schlimmeres.