Dienstag, 13. Mai 2014

Schimpfen wie ein Rohrspatz

Als Ende der 70er Jahre Wallraff mit seinem Buch "Der Aufmacher. Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war" einem breiteren Publikum bekannter wurde, war meine erste Assoziation die zum "Spatz vom Wallrafplatz", einer deutschen Fernsehreihe, die Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre vom WDR gesendet wurde. Das war dann auch gestern Abend so, als RTL die Sendung “Team Wallraff" zum Thema Sicherheitsdienste ausstrahlte. Wallraff wurde von der Stasi als IM geführt, die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen ihn wegen des Anfangsverdachts der Steuerhinterziehung und des Sozialhilfebetrugs. Ein Bundeswehr-Militärarzt attestierte ihm lt. Wikipedia eine „abnorme Persönlichkeit". Dieser Mann machte sich auf, die Missstände des deutschen Bewachungsgewerbes aufzudecken. Und McDonalds hat ihn in der Vergangenheit bezahlt und sein erstes "Bashing" bei RTL traf Burger King. Honi soit qui mal y pense. Meint zumindest Wallraff.

Das Paretoprinzip, benannt nach Vilfredo Pareto, einem italienischen Ingenieur, Ökonom und Soziologen, besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Aufwands erreicht werden. So verhält es sich auch mit der deutschen Sicherheitswirtschaft. 20% der 4.000 deutschen Sicherheitsunternehmen sind Mitglied im Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) und machen 80% des Umsatzes (s.: BDSW - Statistiken). Die Kernpunkte des Enthüllungsjournalisten Wallraff zur Sicherheitswirtschaft sind alte Hüte.

Der BDSW kämpft seit Jahr und Tag gegen die Vergabe von öffentlichen Aufträgen nach dem Prinzip des billigsten Anbieters und fordert eine zwingende Berufszugangsqualifikation. 270 Stunden im Monat im Separatwachdienst sind schlicht und ergreifend illegal. Bezeichnend ist, dass der BDSW nicht zu Wort kam. Wahrscheinlich hätte es nicht zum Spatzengezeter gepasst, wenn die scheinbar Betroffenen sich als Rufende in der Wüste herausgestellt hätten.

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